»Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was
wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere ILLUSION ist als die Welt des
Traumes.«
– Salvador Dali
span. Maler, Schriftsteller
und Bildhauer
Die lebendige Natur, so wie wir sie erleben, ist immer
positiv. Negative Zahlen sind ein mathematisches Konzept, um komplexe Vorgänge einfach
beschreiben zu können. Doch in der für uns erlebbaren Natur kommen sie nicht
vor. Oder haben Sie schon einmal einen
Apfelbaum gesehen, an dem minus hundert Äpfel hingen? Wohl kaum. Alles
Materielle, das wir kennen, ist in einer positiven Menge vorhanden. Entweder es
hängt eine positive Anzahl Äpfel am Baum, oder es hängt kein Apfel dran.
Wenn die Natur neue Produkte erschafft, zum Beispiel Äpfel,
dann entstehen nicht auf einer anderen Seite negative Äpfel. Der Apfelbaum muss nicht erst einen Kredit
aufnehmen, um Äpfel produzieren zu können. Und er muss dafür auch keine Steuern
bezahlen. Er lebt einfach seinem Wesen entsprechend im Einklang mit der ihn
umgebenden Natur – und dadurch geschieht Schöpfung.
Dagegen wird unser Geld, wie bereits beschrieben, durch
Schulden erschaffen. Des Einen Guthaben sind des Anderen Schulden. Des Einen
Haben ist des Anderen Soll, oder mathematisch ausgedrückt: des Einen Plus ist
des Anderen Minus. In der Summe gleichen sich Guthaben und Schulden aus. Sie
ergeben zusammen die Summe »Null«. Diesen Sachverhalt nennt man in der
Wirtschaftslehre das Gesetz der Bilanz. Und in der Spiele-Theorie handelt es
sich um ein so genanntes »Null-Summen-Spiel«. Dahinter steckt die
Weltanschauung, dass der Mensch selbst keine schöpferischen Fähigkeiten hat,
also nichts kreieren kann. Nach dem Null-Summen-Dogma muss man auf der einen
Seite etwas wegnehmen, wenn man auf einer anderen Seite etwas hinzufügen will.
Deshalb erscheint es uns völlig selbstverständlich, dass wir
die Natur berauben müssen um uns Komfort zu schaffen; dass wir die Menschen in
den Dritte-Welt-Ländern ausbeuten müssen um uns Wohlstand zu schaffen – kurz
gesagt: dass andere verlieren müssen, wenn wir gewinnen wollen.
Wahrscheinlich ist Ihnen das Null-Summen-Dogma bisher gar
nicht aufgefallen. Es begegnet uns immer und überall im Leben, so dass wir es
für ganz selbstverständlich halten. Der menschliche Verstand ist gewöhnt, in
Gegensätzen zu denken: rechts und links, oben und unten, arm und reich, hell
und dunkel, tot und lebendig. Um diese
Gegensätze beziffern zu können, wurden die negativen Zahlen erfunden. Die Zahl »Null« repräsentiert dabei den mittleren
bzw. »normalen« Zustand.
Beispiele für vermeintliche Negativität oder Gegensätze:
Der Nullpunkt der Temperaturmessung wurde willkürlich auf
den Gefrierpunkt des Wassers gelegt.
Damit hat man positive und negative Temperaturen definiert. Das ist für uns im
täglichen Leben zwar praktisch, denn wir markieren damit den für uns wichtigen
Unterschied »Wasser – Eis«, doch in Wirklichkeit wird der absolute Nullpunkt
nirgendwo erreicht. Man kann sich ihm nur mit großem Aufwand annähern. Der
Gefrierpunkt des Wassers liegt tatsächlich bei (plus) 273° Kelvin.
Die Ladung der Elektronen hat man willkürlich als negativ definiert.
Der Minuspol in der Elektrizität bezeichnet in Wirklichkeit einen Überschuss an
Elektronen, der dem Ausgleich zustrebt.
Tag und Nacht werden als Gegensätze empfunden. Dabei sind
sie nur die beiden Seiten unserer Erde. Auch Schatten ist nicht das Gegenteil
von Licht. Schatten sind Orte mit weniger Licht, als die Umgebung.
Es wird uns suggeriert, wir würden in einer Welt der
Gegensätze leben. Dabei ist das Denken in Gegensätzen nur eine Methode unseres
Verstandes, Unterschiede festzustellen.
Was ist der biologische Unterschied zwischen einem Afrikaner
und einem Europäer? Im Wesentlichen nur die Hautfarbe. Zu 99,99 % dürften beide
Menschen-Rassen gleich sein. Doch der menschliche Verstand pickt sich den
kleinen Unterschied von 0,01% heraus, um einen Gegensatz zu konstruieren und –
schlimmer noch – Rassenkonflikte daraus abzuleiten.
Wie groß wird wohl der Unterschied der beiden christlichen
Konfessionen sein? Wahrscheinlich auch nicht größer als 0,01%. Und doch wurden
dafür Glaubenskriege geführt und unzählige Menschen lebendig verbrannt.
Menschen verschiedener Religionen, Weltanschauungen und
politischer Auffassungen sind immer noch Menschen. Der Unterschied zwischen
ihnen wird die 0,01%-Marke nicht einmal annähernd erreichen.
Unser Verstand ist ein äußerst präzises Instrument, wenn es
gilt, feinste Unterschiede zu erkennen. Die Gemeinsamkeiten erkennen wir
allerdings besser mit unserem Herzen. „Man
sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“
lässt Antoine de Saint-Exupéry seinen Kleinen Prinzen sagen.
Könnte es sein, dass wir mehr Herz in unsere
Wirtschaft bringen müssen, wenn wir die gemeinsamen Interessen der Menschen und
der Natur nachhaltig fördern wollen?
- Das Null-Summen-Dogma ist widernatürlich. Es führt zu Raub, Ausbeutung und Kampf.
- Die für uns erlebbare lebendige Natur ist immer positiv.
- Der Verstand nimmt Unterschiede war, das Herz Gemeinsamkeiten.
- Wir brauchen ein Geld- und Wirtschaftssystem, bei denen sich Herz und Verstand symbiotisch ergänzen.
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