»Hätten wir keine geplante Vergänglichkeit in unser
Geldsystem eingebaut, gäbe es Inflation. Vergänglichkeit ist Naturgesetz.
Inflation wäre also ungeplante Vergänglichkeit. Der Kreislauf von Werden und
Vergehen macht Gradido zu einem selbstregulierenden System. Die Geldmenge ist
stabil und kann nicht manipuliert werden. Sie pendelt sich automatisch auf den
Wert ein, wo sich Geldschöpfung und Vergänglichkeit die Wage halten.«
– Joytopia
Vom Atom bis zur Galaxie, alles in der Welt folgt Zyklen,
alles entsteht und vergeht wieder. Allein die Dauer der Zyklen ist
unterschiedlich. In der Natur begegnet uns dieser Kreislauf des Lebens immer
und überall. Und auch in unserem täglichen Leben sind wir vielfältigen Zyklen
unterworfen. Stundenzyklus, Tageszyklus, Wochenzyklus, Monatszyklus und
Jahreszyklus sind die für uns wichtigsten Kreisläufe, die Freizeit und
Geschäftsleben gleichermaßen beeinflussen. Alles Leben spielt sich innerhalb
dieser Kreisläufe ab.
Und auch das Leben selbst kann gesehen werden als ein
Kreislauf von Werden und Vergehen. Zwischen Geburt und Tod spielt sich das
Leben ab. Manche Religionen sehen den physischen Tod als eine Neugeburt in die
geistige Welt. In jedem Fall gehört der Tod zum Leben, das Sterben zur Geburt,
das Ausatmen zum Einatmen. Kein Lebewesen kann nur einatmen. Niemand kann immer
nur nehmen ohne zu geben. Doch im bestehenden Wirtschaftssystem will man immer
nur Wachstum, ohne die damit verbundene Vergänglichkeit bewusst mit
einzuplanen.
Aber der natürliche Kreislauf von Werden und Vergehen ist
unausweichlich. Alle menschlichen Versuche, ihm zu entgehen, brachten nur den
Tod. Um des Goldes wegen, das man als wertbeständiges Zahlungsmittel schätzte,
wurden fast die gesamten indigenen Völker Amerikas kaltblütig ausgerottet. Die
heutige Goldgewinnung richtet verheerende Umweltschäden an. Und auch der
Versuch, wertbeständiges Geld zu schaffen, das sich möglichst noch mit Zinsen
vermehrt, führt regelmäßig zu Katastrophen. Wir kennen sie als
Wirtschaftskrisen, Finanzkrisen, Inflation, Geldcrash, Not, Hunger, Kriege und
Naturkatastrophen.
Wirtschaftskrisen, Not und Hunger..., das lässt sich noch
leicht nachvollziehen. Doch was haben Kriege und Naturkatastrophen mit dem
Geld-und Wirtschaftssystem zu tun? Sehr viel, um nicht zu sagen: alles!
Kriege
Bei Kriegen geht es nie um die Wahrung der Menschenrechte oder um unterschiedliche religiöse Auffassungen. Derartige Themen dienen nur dazu, die Gemüter der Menschen anzuheizen und damit deren Zustimmung für einen Krieg zu bekommen. Bei ausnahmslos allen Kriegen geht es um wirtschaftliche Vorteile bzw. um Macht (was letztendlich dasselbe ist). Häufig geht es um den ungehinderten Zugang zu Erdölvorkommen. Und Erdöl – das schwarze Gold (!) – ist eines der größten Geschäfte der Welt. Deshalb werden echte Alternativen zum Erdöl noch immer unterdrückt. Neben der Öl-Industrie ist die Kriegsindustrie eine der umsatzstärksten Industrien weltweit. In einem Wirtschaftssystem, bei dem Wachstum an erster Stelle steht, muss natürlich auch die Kriegsindustrie wachsen. Sie benötigt dringend neue Absatzmärkte – und das bedeutet neue Kriege.
Naturkatastrophen
Naturkatastrophen werden zum Teil durch Umweltschäden ausgelöst. Und ob Naturereignisse katastrophale Folgen haben, hängt oft von menschen-gemachten Umständen ab. Drei Beispiele aus der jüngsten Geschichte:
Als am 26. Dezember 2004 der Tsunami die Ufer Südostasiens
überrollte, riss er alles mit, was ihm im Weg stand. Mehr als 200.000 Menschen
starben durch die Monsterwelle.
Wären zuvor nicht so
viele Korallenriffe und Mangrovenwälder an den Küsten zerstört worden, hätten
sie die Wucht des Tsunami drastisch abgeschwächt, und viele Menschen wären noch
am Leben. Die Korallenriffe fungieren als Wellenbrecher, Mangroven hemmen die
Küstenerosion und bilden einen zweiten Puffer zur Bewahrung des Binnenlandes. Es
ist wachsender Konsens unter Wissenschaftlern, Umweltschützern und Asiens
Fischergemeinden, dass die Auswirkungen des Tsunami durch Tourismus,
Garnelenzuchtfarmen und andere industrielle Entwicklungen erheblich
verschlimmert wurden. Denn sie haben die Mangrovenwälder, Küstendünen,
Korallenriffe und Seegrasgebiete zerstört oder soweit degradiert, dass diese kaum
noch Schutz vor der großen Flutwelle bieten konnten. Unser derzeitiges
Wirtschaftssystem erzwingt Industrialisierung und Tourismus, um die Wirtschaft
anzukurbeln und den Lebensstandard zu heben. Mit der Natürlichen Ökonomie des
Lebens wäre dies nicht notwendig, denn durch die dreifache Geldschöpfung sind
alle versorgt.
Das Erdbeben in Haiti am 12.Januar 2010 hatte Stärke 7. Das
Epizentrum lag etwa 25 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Haitis,
Port-au-Prince. Die Gebäude waren so schlecht gebaut, dass sie zusammenfielen,
wie Kartenhäuser. Schlimm traf es die Slums der Millionenstadt , da die Hänge,
an denen sich die Hütten befinden, zum Großteil abgerutscht sind. Gemäß einer
Einschätzung der Vereinten Nationen war die Ausgangslage wegen mangelnder
Infrastruktur verheerender als die der Tsunami-Katastrophe 2004 im Indischen
Ozean. Die Zahl der Toten wird auf 316.000 geschätzt. Haiti war bereits vor dem
Erdbeben ein armes Land. Deshalb konnte man sich anscheinend keine bessere
Bauweise leisten, die mehr Sicherheit bei Erdbeben bietet. Mit der Natürlichen
Ökonomie des Lebens wäre Haiti ein wohlhabendes Land, wie alle anderen auch. Es
gäbe keine Slums mehr, und man könnte sich stabilere Gebäude leisten, die
Erdbeben besser standhalten.
Das Erdbeben am 1.Februar 2012 in Tokio hatte auch die
Stärke 7. Gebäudeschäden wurden nicht gemeldet. Japan ist eine reiche
Industrienation, und die Japaner haben sich auf Erdbeben eingestellt. Dafür
hatte sie am 11. März 2011 der Tsunami in Fukushima umso schlimmer getroffen,
denn sie haben ihre Atomkraftwerke entlang der Küste gebaut. Alternative Energien hielten sie bis dato
nicht für wirtschaftlich. Der Ausgleichs- und Umweltfonds hätte
umweltfreundliche Technologien so stark subventioniert, dass Atomenergie
unrentabel gewesen wäre. Damit wäre die schlimmste Atomkatastrophe in der
Menschheitsgeschichte ausgeblieben.
Bei allen drei Ereignissen wären die Folgen längst nicht so
schlimm ausgefallen, hätte man bereits die Natürliche Ökonomie des Lebens
eingeführt, die dem Kreislauf von Werden und Vergehen folgt.
Hunger
Doch kommen wir noch einmal zurück zu Not, Hunger und Durst. Jeden Tag verhungern 24.000 Menschen. Das sind jeden Monat mehr Tote, als die Opfer der drei oben genannten Naturereignisse zusammen. Gegen diese größte aller menschengemachten Katastrophen erscheint die Natur vergleichsweise gnädig.
Manchmal muss man etwas quer denken, um die direkten und
indirekten Zusammenhänge zwischen dem heutigen Schuldgeldsystem und den
katastrophalen Zuständen auf unserer Erde zu erkennen und sich dann für eine
Natürliche Ökonomie des Lebens zu öffnen, die systembedingt die Lösungen
bringt.
Die Natur – ein selbstregulierendes System
Leben ist vergänglich, Tod ist beständig. Das ist die eine Seite. Andererseits gelingt der lebendigen Natur ein Kunststück, von dem die Ökonomen nur träumen können: Ewiges Wachstum auf begrenztem Raum. Dieses ewige Wachstum, dieses ewige Werden ist mit dem ewigen Vergehen untrennbar verbunden.
Der Kreislauf von Werden und Vergehen ist ein selbstregulierendes
System. Er ermöglicht, dass die Natur ständig neue Lebewesen gebären und neue
Produkte herstellen kann, wobei die Gesamt-Masse konstant bleibt. Die
Selbstregelung bewirkt, dass sich das System automatisch auf den optimalen
Zustand einpendelt, indem genauso viel in den Kreislauf zurück fließt, wie
kreiert wird. Dieses einfache Prinzip ist universell anwendbar und funktioniert
daher auch bei Gradido.
Schauen wir uns den Kreislauf bei Gradido an. Das »Werden«
ist die dreifache Geldschöpfung von 3.000 Gradido. Das Vergehen beträgt 50 % im
Jahr. Dies sind ungefähr 5% im Monat. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Guthaben
regelt sich automatisch auf den Wert ein, bei dem die monatliche
Vergänglichkeit gleich der monatlichen Geldschöpfung ist. Dies ist bei 60.000
Gradido der Fall, denn 5% von 60.000 sind 3.000. Würde sich das Guthaben
erhöhen, dann würde die höhere Vergänglichkeit den Betrag herunterdrücken. Wird
es niedriger, dann überwiegt die Geldschöpfung und drückt ihn wieder nach oben.
Man spricht hier von einem stabilen
Gleichgewicht, weil jede Abweichung aus dem Normalzustand automatisch
zurück geregelt wird.
Das selbstregulierende System ist also ständig bestrebt,
sich auf den Normalzustand von 60.000 Gradido Durchschnittsvermögen pro Kopf
einzupendeln. Es sorgt permanent für einen sanften Ausgleich. Man kann sich
diese Selbstregulierung vorstellen, wie eine Wasseroberfläche: es gibt zwar
immer mal Wellen, aber auf Dauer bleibt der Wasserspiegel konstant.
Halten wir fest:
- Die dreifache Geldschöpfung bildet zusammen mit der Vergänglichkeit ein selbstregulierendes System, das die Geldmenge konstant hält. Die Geldmenge kann nicht verändert werden, weder durch Schulden noch durch Spekulationen noch durch irgendwelche anderen Manipulationen.
- Der Kreislauf von Werden und Vergehen ist Naturgesetz. Wird dieses Naturgesetz nicht freiwillig in das Geld- Wirtschaftssystem integriert, so bekommen wir es unfreiwillig und schmerzhaft zu spüren – in Form von Wirtschafts- und Finanzkrisen, Inflation, Geldcrash, Not, Hunger, Krankheiten, Kriegen und Naturkatastrophen.
- Da der Kreislauf von Werden und Vergehen als fester Bestandteil in der Natürlichen Ökonomie des Lebens integriert ist, bleiben die oben genannten unfreiwilligen Formen der Vergänglichkeit aus oder werden zumindest stark abgemildert.
Die mathematischen Grundlagen für unser neues Geld- Wirtschaftsmodell haben wir nun herausgearbeitet. Nach dem Vorbild der Natur entwickelten wir ein selbstregulierendes System, das die Bedürfnisse des Dreifachen Wohls mit den nötigen finanziellen Mitteln ausstattet und seinen optimalen Zustand in einem stabilen Gleichgewicht hält. Wie können die Menschen für die Zukunft ansparen, und wie können größere Investitionen finanziert werden? Mit anderen Worten: wird es noch ein Kreditwesen geben? Wenn ja, wie sieht es aus?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen